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von Vaclav Havel
Die Bürokratie ist international und ihre Vertreter sind überall zu Hause.
Die Verwaltungsapparate wachsen und wuchern allerorten, Krebsgeschwüre unserer Zeit,
die der allgemeinen Beschleunigung in nichts nachstehen - eher vorauseilen.
Einmal ins Leben gerufen, wird ein Amt seine Daseins- berechtigung stets verteidigen und, wenn
nötig, neu definieren.
Ursprünglich auf das sozialistische System der ehemaligen Tschechoslowakei
gezielt, trifft "Die Benachrichtigung" erstaunlich präzise
auch unsere gegenwärtigen Strukturen und landet
stets im Schwarzen (Humor).
Gross, Direktor des Amtes | Matthias Warnck |
Stellvertretende Direktorin | Jutta Hatzold |
Leiter der Übersetzungszentrale | Joachim Kosian |
Dr. Kunz, Ptydomet | Heri Bettinger |
Vorsitzende | Marion Memmel |
Karla Kubsch | Rita Schlesinger-Spies |
Sekretärin des Direktors | Tanja Laue |
Sekretärin der Übersetzungszentrale | Gisela Tschochner |
Lehrkraft für Ptydepe | Barbara Denk |
Lehrkraft für Ptydepe | Thomas Höltzel |
Kalous | Barbara Chlumsky |
Beobachter | Günther Bülig |
Regie und Bühnenbild | Thomas Eggart |
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Sanfte Satire mit leisen Tönen
Thomas Eggart inszeniert "Die Benachrichtigung" im Gröbenzeller Bürgerhaus
Gröbenzell - Prager Frühling, Panzerkommunismus,
Sanfte Revolution - schon längst vergessen?
In guter Erinnerung dürfte noch Vaclav Havel sein, Dichter und Symbolfigur des gewaltlosen Widerstandes
gegen den Prager Kommunismus, der vor einem Jahr sein Amt als Staatspräsident niederlegen musste.
Dass Havel vor 40 Jahren bekannt wurde durch seine satirischen Dramen, gerät bei soviel Zeitgeschichte
fast in Vergessenheit. Das Theater in Gröbenzell (TiG) kramte jetzt das Drama „Die Benachrichtigung“
aus dem Jahr 1965 heraus - am Freitag war im Bürgerhaus unter der Regie von Thomas Eggart Premiere.
40 Jahre hat die Satire auf dem Buckel - jung ist sie in gewisser Weise dennoch geblieben. Da wird in einer Behörde eine neue (Amts)Sprache Ptydepe eingeführt, der Direktor muss gehen, neue Verordnungen werden erlassen, neue Abteilungen aufgebaut - und dann schmeißt die neue (Amts)Sprache Chorukor wieder alles um: das Stück kann von vorn beginnen. Die alten Machthaber sind wieder am Ruder. Die kleinen Chargen, Schnüffler und Intriganten haben von nichts gewusst.
Havel hat sich dagegen verwahrt, „Die Benachrichtigung“ als ein spezifisch tschechoslowakisches Drama einzustufen. Dennoch: Diese absurde Groteske war im Prag von 1965 eine knallharte Botschaft, in unserer Zeit ist sie wohl nur eine leise Parabel auf die Verführbarkeit durch Ideologien, auf Mitläufertum und die Seelenlosigkeit von Machtapparaten.
Regisseur und Bühnenbildner Thomas Eggart hat (analog zur Sanften Revolution) eine samtene Szenerie geschaffen: vor einem abstrakt-funktionalen Bühnenbild agiert das Ensemble - gediegen, geschäftig, geschmeidig lächelnd, bewusst emotionslos. Das reicht vom sympathischen Direktor Gross (Matthias Warnck) bis zur nicht minder sympathischen Hanna (Tanja Laue). Führungskräfte outen sich durch das Machtsymbol Feuerlöscher, niedere Chargen dürfen/müssen Kaffee und Obst für Vorgesetzte holen.
Das gesamte Ensemble (Jutta Hatzold, Rita Schlesinger, Barbara Denk, Thomas Höltzel, Barbara Chlumsky, Joachim Kosian, Marion Memmel, Gisela Tschochner, Heri Bettinger und Günther Bülig) ist in sanftes Braun gekleidet - eine in der deutschen Geschichte belastete Farbe - und ist vor allem auf eines bedacht: sich nicht weh zu tun. Neue Ideologie/Amtssprache hin oder her - Hauptsache, ich habe meinen Arbeitsplatz. Benachrichtigungen aus einer globalisierten Welt sind da nicht erwünscht.
Ina Kuegler, Süddeutsche, 2004