Hotel zu den zwei Welten

von Eric-Emmanuel Schmitt

Zum Inhalt

Entwurf zum Plakat für "Hotel zu den zwei Welten"

An einem unbekannten Ort werden sie zur "geschlossenen Gesellschaft": der Hardliner, der Aussteiger, der Yuppie, die Verliererin und die Träumerin. In ihrem "richtigen" Leben wären sie niemals zusammen gekommen. Doch wo befinden sie sich: im Hotel, in einer Klinik, im Jenseits?

So debattieren sie über die Liebe zum Leben, die Lust an der Lüge und die Last des Lächelns. Am Ende weiß keiner, wohin der Fahrstuhl des Lebens fährt. Auch ein geheimnisvoller Doktor hält nur eines für sicher: Der Tod ist unvermeidlich, und niemand weiß, was der Tod ist.

Die Rollen und ihre Darsteller
JulienJoachim Kosian
LauraLisa Stiegler
Magier RadjapurGünther Bülig
Präsident DelbecThomas Eggart
Dr. SEva Kunerl
MarieBarbara Chlumsky
Engel 1Cedrik Kraus
Engel 2Katharina
Regie / BühnenbildTanja Laue / Thomas Eggart
Aufnahmen aus dem Stück
Link zu Bild1 Link zu Bild2 Link zu Bild3 Link zu Bild4
74 KB60 KB59 KB63 KB
Link zu Bild5 Link zu Bild6 Link zu Bild7  
58 KB83 KB71 KB 

Presseecho

Im Fahrstuhl zwischen Leben und Tod

Dem Theater in Gröbenzell gelingt im Bürgerhaus ein kurzweiliger
Eric-Emmanuel Schmitt

Gröbenzell - Ein Fahrstuhl als Portal zwischen Leben und Tod, der Zugang zu einem Hotel für all diejenigen, die sich im Schwebezustand des Komas befinden - in diesem Szenario bewegt sich das Stück "Hotel zu den zwei Welten" von Eric-Emmanuel Schmitt und sucht zugleich nach der Antwort auf eines der größten Mysterien der Welt: Was geschieht nach dem Tod. Am Wochenende hatte das Schmitt-Bühnenwerk beim "Theater in Gröbenzell" Premiere. Regisseurin Tanja Laue bot mit dem Amateurtheater eine textlastige und doch kurzweilige Inszenierung: eingängig und intuitiv die Umsetzung, ohne dabei trivial zu wirken. Schlicht und geradlinig das Bühnenbild, das sich in Zentralperspektive auf jenen ominösen Fahrstuhl richtet.

Erstaunliche Präsenz

Ein Sammelsurium an Charakteren, die sich im realen Leben nie begegnet wären, treffen im Hotel aufeinander. Die Putzfrau Marie, von Barbara Chlumsky als pedantisch zwanghafte und doch liebenswerte Frau verkörpert, die dem aalglatten und in sich selbst verliebten Präsidenten Paroli bietet. Thomas Eggart, der nach 15 Jahren zum ersten Mal wieder auf der Bühne steht, spielt den Wichtigtuer mit erstaunlicher Präsenz.

Günter Bülig als Magier gibt einen witzigen und charmanten Zeitgenossen, der aufgrund seiner langen Aufenthaltszeit die Ankünfte und Abfahrten mit einer sonderbar inneren Gelassenheit erlebt. Dem steht in krassem Gegenteil der Protagonist gegenüber, der lachend vom Aufzug ausgespien wird. Ausdrucksstark gibt Joachim Kosian den im Saus und Braus lebenden Chefredakteur eines Sportblattes, der alles im Leben hatte und gleichzeitig nichts wertschätzte. Belebend ist das daraus entspringende Spannungsfeld. Julien springt, flucht und hetzt, der Magier liest hingegen jeden Tag die gleiche Zeitung von Neuem. Gegen sein hedonistisches Naturell sich sträubend nutzt Kosian Momente des Nachsinnens, um sein schauspielerisches Geschick zu belegen.

Die Schlüsselfigur betritt die Bühne jedoch erst nach der Pause. Die tiefere Einsicht in die Thematik bringt die junge Laura. Im irdischen Leben schwerkrank, erachtet sie den Aufenthalt im Gegensatz zu all den anderen als Segen. Bemerkenswert authentisch wird dieser Charakter von der Schauspielerin Lisa Stiegler verkörpert. So erfrischend und lebensfroh sie die Ankunft zelebriert, wirkt sie eingedenk ihrer irdischen Lage zerbrechlich und ängstlich. Noch nie hatte sie die Schönheit der Liebe erlebt. Umso eindringlicher die ersten vorsichtigen Annäherungen zwischen Laura und Julien, gerade weil die Schauspieler die Gratwanderung zwischen Kitsch und Kunst gekonnt meistern.

Trennung der Liebenden

Die Trennung der Liebenden ist unausweichlich, der Fahrstuhl das Transportmittel zwischen Leben und Tod. Julien ist allein. Alles ist gerichtet auf den Fluchtpunkt der Bühne: Die Scheinwerfer konzentrierten sich, kegelförmig strahlten sie auf die zwei letzten verbleibenden Charaktere. In Erwartung seines Schicksals verabschiedet sich Julien flehend. Aber das Unausweichliche muss akzeptiert werden, die Tür schließt sich, das Reiseziel bleibt Geheimnis.

Thomas Kolaska, Süddeutsche, 14. März 2006

nach oben

Andere Inszenierungen der letzten Jahre: